Geschichte

Friedrich Fleischer (Leipziger Stadtrat und Vorsitzender des Vereins Leipziger Buchhändler) beantragte am 6.3.1852 beim Vorstand des Vereins Leipziger Buchhändler zu Leipzig, eine Schule zu errichten, „welche den Lehrlingen Gelegenheit zu einer weiteren Ausbildung böte...“

Tag der Eröffnung 3. Januar 1853
Für 40 Taler Jahresmiete stellte der Börsenverein des Deutschen Buchhandels den kleinen Saal der Buchhändlerbörse ( erbaut 1836 ) in der Ritterstraße als Buchhändler-Lehranstalt zur Verfügung. Das Schulgeld betrug zunächst 8 Taler im Jahr.Der Verein der Leipziger Verleger und Buchhändler bleibt bis 1923 Träger der Buchhändler – Lehranstalt, unterstützt vom Rat der Stadt Leipzig.

Nach 1877 wurde die Gestaltung des Unterrichts jahrzehntelang durch den ständigen Wechsel des Schulgebäudes und das lange vergebliche Bemühen um ein geeignetes Unterrichtsgebäude erschwert.

08.05.1902 Die Schule wird in einem Seitenflügel in der Hospitalstraße (Prager Straße) des 1888 eingeweihten Buchhändlerhauses untergebracht.

22.02.1910 Die Hauptversammlung der Buchhändler beim Börsenverein beschloß die Errichtung eines Neubaus, der am 16.5.1911 feierlich übergeben wurde. Im Erdgeschoss sollte das Gebäude die Vorstandsräume und die Bestellanstalt aufnehmen. Das 1., 2. und 3. Obergeschoss war ausschließlich für die Lehranstalt vorgesehen.

Die Jahre von 1853 bis 1918
Aus der Denkschrift über die Entwicklung der Buchhändler-Lehranstalt in Leipzig 1853 bis 1914 (S. 108/109) geht hervor, wie die zum Unterhalt der Schule nötigen Summen aufgebracht wurden. Sie setzten sich aus Schulgeld (1882: 40 Taler, 1909: 50 Taler), Geldern des Leipzig

Friedrich Fleischer (Leipziger Stadter Buchhändler- und Verlegervereins und des Börsenvereins sowie aus freiwilligen Spenden und Stiftungen und, regelmäßig erst seit dem Jahre 1906, durch Zuschüsse des Rates der Stadt Leipzig und des Staates (seit 1908) zusammen.

Völlig klare Verhältnisse wurden erst im Jahre 1907 geschaffen. In der Satzung wird die Schule als eine Vereinsanstalt bezeichnet. Entsprechend § 1 wurde sie als Fachschule für junge Buchhändler bezeichnet, die als gewerbliche Schule der Aufsicht des Rates der Stadt Leipzig und der Oberaufsicht des Königlichen Ministeriums des Innern zu Dresden unterstand.

Die Verwaltung lag in den Händen des Vorstandes des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Ein Schulausschuss (bestehend aus 3 Mitgliedern des Vorstandes und 2 Mitgliedern des Vereins) leitete die wirtschaftlichen Angelegenheiten und hatte über den Unterricht sowie die Schulordnung zu wachen.

Der Schulausschuss sorgte dafür, dass die Anordnungen der obersten Schulbehörde befolgt wurden. Er kontrollierte, ob die Lehrziele erreicht wurden, beschäftigte sich mit Fragen, die die Zusammensetzung des Lehrerkollegiums betrafen und verteilte die Stipendien. Es erfolgte außerdem eine Unterrichtskontrolle des Inspektors der Handelsschulen im Auftrage des Ministerium des Innern.

Die Jahre von 1918 bis 1933
Krieg und finanzielle Notlage (1918 war die Reichsmark auf die Hälfte ihres Wertes gesunken) zwangen den „Verein der Buchhändler zu Leipzig“ am 14.3.1923 eine außerordentliche Hauptversammlung mit einem einzigen Tagesordnungspunkt einzuberufen: Beschlussfassung über den Antrag des Vorstandes, die Buchhändler-Lehranstalt mit Ablauf des Schuljahres, also Ostern 1923, zu schließen.So kommt es am 1.4.1923 unter Führung des Verlagsbuchhändlers R.A.L. Degener zur Gründung eines Vereins zur Erhaltung der Schule. Mit Abschluss des Lehrjahres wurde der „Verein Deutsche Buchhändler-Lehranstalt e.V.“ Träger der Schule. Alle Sachlasten trug der Verein. Die Personalkosten wurden je zu einem Drittel vom Schulverein, von der Stadt Leipzig und dem Land Sachsen aufgebracht.

Am 1.10.1928 geht die Schule in die Verwaltung des Deutschen Börsenvereins über. Damit bekam die Buchhändler-Lehranstalt überregionale Bedeutung. Die Schule wird zur zentralen Bildungsstätte aller deutschsprachigen Buchhändler.

Die Jahre von 1933 bis 1945
1933 wird der „Börsenverein des Deutschen Buchhandels“ in die „Reichskulturkammer“ eingegliedert und damit unter staatliche Aufsicht gestellt.

Am 10.5.1933 kommt es zu Bücherverbrennungen und damit zur Demonstration einer bis dahin nie da gewesenen Zensur.

Am 1.4.1935 wurde die deutsche Buchhändler-Lehranstalt mit der Reichsschule des Deutschen Buchhandels vereinigt.1941 Im Rahmen einheitlicher Bezeichnungen erhält die Schule den Namen „Deutsche Buchhändler - Lehranstalt des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels (Fachschule und Berufsfachschule) in Leipzig“.

4.12.1943 Zerstörung des Gebäudes in der Platostraße 1a (heute Gutenbergplatz) durch einen anglo–amerikanischen Bombenangriff. Ab 20.4.1945 ruht der Unterricht als Folge des 2. Weltkrieges. Er wird aber bereits am 15.10.1945 in den Räumen der Wirtschaftsschule, Löhrstraße, (heute Sitz der Volkshochschule Leipzig) wieder aufgenommen. Die Buchhändler-Lehranstalt nimmt als erste Fachschule in Leipzig die Ausbildung nach dem Krieg wieder auf.

Die Jahre von 1945 bis 1989
Am 13.9.1946 erhält die Lehranstalt ein neues, zunächst noch stark bombengeschädigtes Haus in der Goldschmidtstr. 26 (frühere Handelsschule für Mädchen) und etwas später, da die Unterrichtsräume nicht ausreichten, noch das gegenüberliegende Gebäude in der Goldschmidtstraße 33.

In den nächsten Jahren beginnt der Lehrbetrieb jeweils am 1. September für die Lehrlingsabteilung und die Lehrlingsfachkurse. Viele Privatzimmer waren rar und teuer. Um die Lehrlinge aus der gesamten DDR unterbringen zu können, wurde 1968 ein Internat notwendig, welches mit 60 Plätzen in einem Villengrundstück an der großen Rosentalwiese, Zöllnerstr. 3 (heute Emil-Fuchs-Str. 3) eröffnet wurde. Für Unterkunft und Verpflegung zahlten die Lehrlinge 30% ihres Lehrlingsentgeltes. Der Schulbesuch war kostenlos.

1972 Umbenennung der Lehranstalt in „Betriebsberufsschule des Volksbuchhandels der DDR“

Die Jahre 1989 bis 2003
1989 Leipzig ist Ausgangspunkt der ersten friedlichen Revolution in Deutschland.

1990 Auflösung des Volksbuchhandels. Die Schule wird wieder der Stadt unterstellt und nimmt wieder ihren alten Namen an.

1992 Gutenbergschule und Buchhändler-Lehranstalt werden gemeinsame Partner und bilden das Berufliche Schulzentrum 8 Leipzig für Drucktechnik und Buchhandel.

1993 Umzug in das Gebäude am Gutenbergplatz.
1998 Beginn der Rekonstruktion des Schulgebäudes mit dem ehrgeizigen Ziel, die Ideen des Leipziger Architekten und Erbauers der Schule - Otto Droge - von 1929 am Leben zu erhalten. „Einfachheit ist Schönheit, wenn man ihr die richtige Form gibt.“ Das ist hervorragend gelungen.

Im Jahr 2000 wurde die Rekonstruktion des 70-jährigen Gebäudes abgeschlossen. Im Jahr des 600-jährigen Gutenbergjubiläums wurde der Schule wieder der Name Gutenbergschule verliehen. Leider verschwand damit der Name der Buchhändler-Lehranstalt ganz aus der offiziellen Bezeichnung. Das Schulprofil des großen Schulzentrums orientiert sich heute an den Bedürfnissen der Stadt Leipzig, sich als Medienstadt zu entwickeln. Das Fortbestehen der Buchhändlerlehranstalt ist jedoch mit der Integration als Fachbereich innerhalb der Gutenbergschule Leipzig gesichert. Buchhändler, Verlags- und Werbekaufleute aber auch Kaufleute für audiovisuelle Medien und Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste werden heute innerhalb dieses Fachbereiches ausgebildet. Der „Förderverein zur Erhaltung der Deutsche Buchhändler-Lehranstalt Leipzig e. V.“ engagiert sich dabei besonders für das Fortbestehen – auch des Namens – der nunmehr 150-jährigen traditionsreichen Bildungseinrichtung.

An der Buchhändler-Lehranstalt werden zur Zeit in 7 Klassen, die sich auf 3 Lehrjahre verteilen, etwa 170 zukünftige Buchhändler/innen unterrichtet. Sie kommen fast ausschließlich aus den 5 neuen Bundesländern.

Förderverein zur Erhaltung der Deutschen Buchhändler – Lehranstalt Leipzig e.V.Gegründet am 16.9.1991 verfolgte der Förderverein zunächst das Ziel, den Fortbestand der Buchhändler-Lehranstalt zu sichern. Er kümmert sich außerdem um die Finanzierung und Organisation von Autorenlesungen und Verlagsvorträgen, die Beschaffung zusätzlicher Unterrichtsmittel und die Unterstützung sozial schwacher Lehrlinge. Dieser Verein hat mit seinen Mitgliedern und Helfern auch die 150-Jahrfeier ermöglicht.


 

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